Entstehung der Osteopathie – Osteopathie was ist das?
Gründung und Verbreitung
Die Methode der Osteopathie wurde im Jahr 1871 vom amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still gegründet. Nach anfänglichen Überzeugungsschwierigkeiten gelangte die Osteopathie Anfang des 20. Jahrhunderts nach England, um sich dann langsam in weiterer Folge auf Europa auszubreiten. Heute wird die Osteopathie weltweit gelehrt, gelernt und angewandt. Sie ist aus dem diagnostischen und manualtherapeutischen Alltag nicht mehr wegzudenken.
Osteopathie = Knochenleiden
Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort Osteopathie ein Knochenleiden. Es ist ein irreführender Name. Das kommt daher, dass Dr. Andrew Taylor Still seine ersten Wahrnehmungen und Studien am knöchernen Schädel durchgeführt hat. Bis heute – es sind inzwischen über 130 Jahre vergangen – wurde jedoch dieses anfängliche Wissen in sehr vielen Bereichen erweitert und erneuert. In Wirklichkeit steht Osteopathie heute als Synonym für Erkrankungen und Beschwerdebilder aus allen Arten der Gewebe wie zum Beispiel:
- Knochen
- Muskeln
- Bänder
- Bindegewebe
- Organe
- Gefäßsystem
- Nerven
- Faszien
- sogar das Gehirn
Die Ausbildung
Die USA sind das einzige Land der Welt, das Osteopath:innen als Ärzt:innen und ihre Handarbeit als Medizin anerkennt. Ihr akademischer Abschluss, der Doctor of Osteopathy (D.O.), ist dem Medical Doctor (M.D.) gleichwertig. An den Osteopathie-Kollegs absolvieren die Student:innen ein vollständiges Medizinstudium mit dreimal so vielen Anatomiestunden wie „klassische“ Mediziner:innen. Zusätzlich müssen sie die Handgriffe lernen. Die manuelle Arbeit gilt als Zusatzangebot für die Patient:innen. Die Tatsache, dass Osteopath:innen aus den USA bei Bedarf Medikamente verschreiben, gilt im Ambiente von Aromatherapie und Auradiagnose als Verrat am alternativen Ansatz.
In Österreich und Deutschland ist diese Ausbildung leider noch nicht anerkannt und die Berufsbezeichnung des:der Osteopath:in nicht geschützt. Doch neben einer Vielzahl von Praktizierenden, die sich nach einer Wochenendfortbildung Osteopath:in nennen, gibt es zum Glück immer mehr gut geschulte Therapeut:innen. Sie haben in der Regel eine fünf oder sechs Jahre dauernde Ausbildung hinter sich. Hauptsächlich sind es diplomierte Physiotherapeut:innen und auch Ärzt:innen.
Strukturelle Osteopathie
Wenn ein Gelenk in seinem natürlichen Bewegungsausmaß eingeschränkt ist und sich später daraus eine Blockade bildet, sind diese Techniken, wie auch alle anderen, unumgänglich. Vom Hörensagen wird Ihnen diese Technik wohl am bekanntesten vorkommen, sie haben sicherlich schon von Gelenksmanipulationen oder Impulstechniken gehört. Dabei wird ein Impuls von sehr kleinem Bewegungsausschlag auf ein Gelenk gesetzt. Aber es ist zu erwähnen, dass die:der Osteopath:in diese Technik im Widerspruch zur Chirotherapie oder Chiropraktik mit viel Gefühl und keinem Kraftaufwand ausübt. Oft geschieht es, dass durch die genaue Einstellung aller Parameter das Gelenk sich schon mit Hilfe eines tiefen Atemzugs korrigieren lässt. Dabei kann ein Knackgeräusch zu hören sein. Mit diesem kurzen Impuls kann die:der Osteopath die Blockade lösen.
Viscerale Osteopathie
An vielen US-Krankenhäusern arbeiten M.D.s (Medical Doctor) und D.O.s (Doctor of Osteopathy) zusammen. Gerät dort ein:e Patient:in mit Magenproblemen an eine osteopathischen Magenspezialist:in, wird die:der Patient:in zunächst einmal abgetastet: Sind vielleicht Magennerven am Rücken beeinträchtigt? Geht der Magen gut mit dem MRP (= cranieller Atemrhythmus) mit? Ist seine Eigenbewegung gestört oder klemmt die Bindegewebshülle irgendwo die Blutzufuhr ab? Erst wenn die Ursache nicht fühlbar ist, wird eine Magenspiegelung durchgeführt. Ein:e Nicht-Osteopath:in greift dagegen gleich zur Sonde.
Craniosacrale Osteopathie
Viele Laien vermuten hinter Osteopathie eine esoterische Wunderheilung. Das mag an der craniosacralen Behandlung liegen. Nichts Heiliges, sondern eine Therapie, die sich mit dem System zwischen dem Schädel (cranium), der Wirbelsäule und dem Kreuzbein (os sacrum) beschäftigt. Schädel und Kreuzbein sind nicht nur durch die Wirbelsäule, sondern auch durch eine feste Membran, eine starke Faszie, die dura mater, verbunden. Sie umhüllt Hirn und Rückenmark. Befestigt ist die dura mater am Hinterhauptsloch (foramen magnum), an den ersten beiden Halswirbeln und dann erst wieder am os sacrum auf Höhe von S2. Innerhalb dieses Systems pulsiert die Hirnflüssigkeit (der liquor cerebrospinalis = LCS). Die craniosacrale Osteopathie beruht auf der Vorstellung, dass die Flüssigkeit um Gehirn und Rückenmark in einem eigenen Rhythmus pulsiere – unabhängig von Herz- und Atemfrequenz.
Als Beleg für die Theorie gilt, dass die Schädelplatten, wie auch die Wissenschafter:innen des Institutes für Anatomie der Universität Innsbruck inzwischen feststellen musste, bis ins Alter nicht fest verwachsen – sie schwingen in diesem Takt mit. Voraussetzung ist natürlich, dass der Schädel wie eben auch alle anderen Strukturen im Körper eine gewisse Elastizität aufweist. Schulmediziner:innen schütteln normalerweise bei solchen Ansätzen ratlos den Kopf. Alle Versuche, den mysteriösen Puls zu messen, sind bis heute leider gescheitert. Das Wissen steckt jedoch in den Händen und die Hauptsache ist doch, dass es funktioniert.
Dieses Pulsieren des LCS kann überall im Körper erspürt werden, da es über das Fasziensystem, das als Röhrensystem betrachtet werden kann, mit dem gesamten Körper in Verbindung steht. Die Pulsfrequenz des LCS ist in der Minute circa 6-12-mal erfühlbar und wird in Fachkreisen der Osteopathie als MRP (= membranöser respiratorischer Puls = cranieller Atemrhythmus) bezeichnet. Er hat, wie beschrieben, jedoch nichts mit der Herz- und Atemfrequenz zu tun. Er ist abhängig vom LCS.
Der MRP wirkt also auf alle inneren Organe, auf Gelenke, Knochen und Muskeln – auf alle Gewebe. Verletzungen, Entzündungen, Schocks, Stress und auch Emotionen können über das Fasziensystem die Beweglichkeit und Eigenbewegung von Strukturen und Organen einschränken und dadurch den MRP stören und aus dem Takt bringen. Die Folge können Kopf- bzw. Rückenschmerzen sowie eine ganze Palette anderer Störungen und Symptome sein.
Myofasziale Techniken
Ein System, das in der langläufigen Therapie und Untersuchung zu kurz kommt, bedeutet für Osteopath:innen das tägliche Brot, nämlich das „Myofasziale System „. Faszien sind Gleithüllen, die aber nicht nur die Muskulatur, sondern auch Knochen, Organe, Gefäße und Nerven um- und Hohlräume auskleiden. Faszien sind aus bandähnlichem Material und daher unelastisch. Sie verzweigen sich im – ja sie vernetzen den gesamten Körper, von den Zehen bis zum Scheitel. Bei Verletzungen, Traumata jeglicher Art, wird häufig dieser Faszienmantel mitverletzt beziehungsweise verklebt aufgrund von Mikroentzündungen mit den darunterliegenden Geweben. Die Folge davon ist lokal eine eingeschränkte Beweglichkeit dieser Struktur beziehungsweise eine Irritation der in dieser Zwischenschicht liegenden Nociceptoren. Global kann eine solche lokal eingeschränkte Beweglichkeit natürlich über das Fasziensystem in weiter entfernten Regionen Probleme und eine ganz andere Symptomatik bewirken.
Beispiel: Ein gerne erwähntes Beispiel hierfür ist der lange anhaltende Schulterschmerz im Bereich des Oberarmes, entlang der Vorder- und Rückseite des musculus deltoideus, nach einem Sturz auf die Schulter. Radiologisch scheint die Schulter völlig in Ordnung, bereitet der:dem Betroffenen aber Beschwerden und lässt keine volle Beweglichkeit zu. Bei wenigen Eingeweihten ist dieses Problem als „Faszien-Unwindingtechnik “ bekannt. Die osteopathische Arbeit an diesen Schulterstrukturen bringt häufig unerwartete und rasche Besserung für Betroffene.
Muskelenergie Techniken
Diese Technik hat ihre Wirkung auf verspannte, verhärtete oder kraftlose Muskeln. Im Folgenden lassen sich dann auch oft Störungen von Gelenken, Faszien und Bändern lösen.
Flüssigkeits Techniken
Alles fließt, das ist auch auf den Körper uneingeschränkt anwendbar. Für die:den Osteopath:in ist der freie Fluss der Körperflüssigkeiten für die Gesundheit elementar. Nach der Beseitigung von Blockaden und Barrieren können die Flüssigkeitsströme in den Blutgefäßen und Lymphbahnen wieder ungehindert fließen, und damit funktioniert auch das Immunsystem wieder uneingeschränkt. Dadurch kann der „Fluss des Lebens“ sich wieder voll und ganz auf die Gesundheit des Menschen konzentrieren.
Terminvereinbarung
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